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  • AutorenbildHubsiunterwegs

Zwei Überlegungen ...


Zwei Überlegungen sind es, die mich umtrieben und dazu veranlassten, diesen kleinen Text zu verfassen. Irgendwie hängen sie zusammen und beeinflussen sich gegenseitig, andrerseits beinhalten sie divergente Themen.


Trotzdem oder gerade weil wir mit dem Hubsi, unserem 40 Jahre alten Wohnmobil unterwegs sind, schauen wir, richtigerweise schaue ich, nach wie vor einen Haufen Technik- und Vorstellungsfilmchen auf der Plattform überhaupt. Diverse Filmemacher tummeln sich hier und präsentieren die neusten Modelle, diverse Aufrüstungen und Umbauten oder suchen andauernd neue Fahrzeuge.


Ja, wir sind anachronistisch, aus der Zeit gefallen, hadern zuweilen mit all dem neumodischen Schnickschnack. Wir lesen Bücher in gedruckter Form und nicht auf einem Reader oder Tablet. Musik hören wir meist in Form der guten alten Vinylscheibe. Kein riesiger 50 Zoll Fernseher prangt im Wohnzimmer an der Wand, wir besitzen nicht einmal eine Glotze, wir müssen nicht das neueste Telefon in Händen halten und wenn, in der Tat, ein technisches Gerät seinen Geist aufgeben sollte, dann neigen wir eher dazu, im Gebrauchtwarenmarkt zu stöbern und somit eine Zweitverwertung fortzuführen, als dem letzten Schrei nachzurennen. In alter Zeit schimpfte sich ein solches Verhalten nachhaltig. In der wilden digitalen Epoche wurde diese Bezeichnung jedoch korrumpiert.


Dass alles teurer wird, daran haben wir uns gewöhnt, schließlich basiert darauf das Kapital-, Finanz- und Wirtschaftssystem. Dass die Preise in den vergangenen Jahren nachgerade explodiert sind, fußt auf Gründen, die uns allen bekannt sind, die jedoch unterschiedlich interpretiert werden.

Jedes Jahr bringen die Hersteller neue Produktserien auf den Markt. Oftmals sind es nur marginale Unterschiede, die das aktuelle Modell vom Vorgänger unterscheiden. Diese Nuancen werden uns dann als Innovationssprünge angepriesen. Das nennt sich Marketing und ist legitim. Es ist das gute Recht, ja beinahe schon die Pflicht eines jeden Herstellers seine Produkte verkaufen zu wollen und zu müssen, und deswegen die Palette im bestmöglichen Licht darzustellen. Das sich daraus eine Aufwärtsspirale durch die Konkurrenzsituation ergibt, stellt eine conditio sine qua non dar. Hierin mag für den Nutzer der Vorteil liegen, wenn er auf eine Neuanschaffung aus ist, dass das gerade Erworbene eine Spur schneller, größer, stärker als das des Nachbarn ist.


Handelt es sich dabei um konkurrierende Staatssysteme, landen wir in der militärischen Aufrüstungsspirale, aber das nur nebenbei.


Aber liegt es wirklich in des Menschen Natur, dass er immer den heißesten Scheiß benötigt, obwohl das zur Verfügung stehende alle Notwendigkeiten befriedigt?


In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich, auch durch die Digitalisierung, die Ausstattung der rollenden Ferienwohnungen stark verändert.


Unser Hubsi hat alles an Bord. Wasser, eine Toilette, sogar eine Dusche, Strom, Heizung und Herd, betrieben durch Gas, einen Kühlschrank und natürlich Schlafgelegenheiten, früher Bett getauft. Er ist nicht sonderlich schnell, doch mit Geduld und Spucke, nein fangen wir keine Mucke, obwohl dies zuweilen auch, sondern gelangen wir entspannt an unsere Ziele.


Ich weiß, dass ein Hymer S 560 zu seiner Zeit das Ende der Nahrungskette darstellte und sich preislich in einem Niveau bewegte, das sonst nur Fahrzeugen vorbehalten war, die von Staatsmännern oder Fürsten genutzt wurden. Dennoch, alles war ursprünglicher, einfacher, auch in der Bedienung, näher am eigentlichen Zweck eines Wohnmobils. Dorthin zu fahren, wohin der Wind einen trieb, die ganze Welt als Garten anzusehen, und, nomadengleich, eine Auszeit vom Alltag zu nehmen sowie dabei fremde Länder und fremde Sitten kennenzulernen.


Heutigentags handelt es sich bei den Wohnmobilen, die mittlerweile sogar in den kleineren Klassen ein Ausmaß angenommen haben, das eher an einen ausgewachsenen Reisebus erinnert, um rollende Ferienwohnungen, mit mehreren Zimmern.


Nebenher ein Fun Fact am Rande. Männer verbringen sehr viel mehr, als das zarte Geschlecht, Zeit damit, Technikvideos zu konsumieren. Damit erklärt sich durchaus der Erfolg der diversen Youtuber, denn die Vorstellung und Präsentation der vorgestellten Fahrzeuge beinhaltet ausschließlich Bauweise, Aufbau sowie technische Ausstattung, Maße Gewichte und Motorleistung, sowie die Vollständigkeit der diversen technologischen Schreckgespenster, die so verbastelt sind. Manchmal erinnert das Ganze ein wenig an die Zeit, als das Tuninggeschäft, das Aufmotzen eines Brot- und Butterfahrzeugs sogar für Kinofilme ausreichte. Ob sie das Leben wirklich vereinfachen oder eher komplizierter und unmündiger gestalten, steht auf einem anderen Blatt Papier.


Die heute verbauten Komponenten erinnern dabei eher an ein Mehrfamilienhaus, als ein Wohnmobil. Da sind normale Heizungsanlagen verbaut. Die Fahrzeuge verfügen über Abwasser- und Frischwasserkapazitäten, die auch einen mehrmonatigen Aufenthalt fernab jedweder zivilisatorischer Errungenschaften ermöglichten. Sie wollen ein Schweißgerät während der Fahrt betreiben? Kein Problem, nutzen Sie die vorhandenen Bordstromsysteme, die sind ausreichend dimensioniert. Zweizimmer, Dreizimmer oder noch mehr, all dies wird heute kreiert und verbaut. Es verbringen ja immer mehr reiselustige Leutchen nicht nur ihren Lebensabend, sondern, die modernen Zeiten machen es möglich, auch arbeitend, bald hier und bald dort stehend, ihr Tagwerk.


Schauen Sie sich mal auf den Stellplätzen um. Nachdem das Fahrzeug ausgerichtet ist, vielleicht noch der Kleinst-PKW aus der Heckgarage geladen wurde, gehen die Jalousien zu und bis auf ein gelegentliches Lichtflackern oder die geisterhafte Bewegung eines Vorhanges, einer Jalousie, ist nichts zu hören oder zu sehen. Ist da überhaupt jemand drin? Und wenn ja, warum fahren die überhaupt weg, wenn das Fahrzeug nicht verlassen wird? Da kann ich auch in der eigenen immobilen Bude hocken und nicht vor die Türe treten.


Vielfach ist auch die vertretene Ansicht zu vernehmen, wenn wir erst solch ein Wohnmobil besitzen, dann überwintern wir wie die Zugvögel im Süden und ziehen, wenn es zu warm wird, gen Norden in Richtung der nicht untergehenden Sonne.


Wenn ein solches Lebensziel angestrebt ist, reicht im Grunde ein Kastenwagen. Denn, die Welt ist unser Garten.

Bewegt man sich mit den Jahreszeiten, um fix, also unbeweglich, an einem anderen Ort zu stehen, oder nutze ich die Gelegenheit einen anderen Ort, diese fremde Welt für mich zu erkunden und den Horizont zu erweitern. Eine berechtigte Frage. Das Fahren von Stellplatz zu Stellplatz erinnert mich zuweilen daran, jede Saison einen neuen Schrebergarten anzulegen. Einen neuen Schrebergarten, der nach dem immer gleichen Plan errichtet wird, einen Schrebergarten, mit drei Zimmern, Küche, Bad und Motor. Das Ganze zu einem Preis, der sich beinah mit dem für "das klein Häuschen" messen kann.


Damit sind wir bei dem zweiten Teil der Überlegung angelangt, dem Kostenfaktor. Eine Familie mit Kindern, die ein solches Mobilheim durchaus zu nutzen wüssten, in dem, die Lebenshaltungskosten inkludierend, ein Urlaub in der Sommerfrische möglich ist, können sich in aller Regel ein solches Dickschiff kaum leisten.


Dazu fällt mir mein "Alter Herr" selig ein, der im fortgeschrittenen Alter endlich ein hochpreisiges Sportcoupe eines bajuwarischen Autoherstellers sein Eigen nennen durfte. Allein, er konnte es sich endlich leisten, aber er konnte es kaum nutzen. Schon, bei einer Fernreise beispielsweise, um das Fahrzeug zu verlassen, benötigte er den halben Urlaub. Die Geschwindigkeit konnte er, trotz der langjährigen Erfahrung bei der Bewegung eines Zerknalltreiblings nicht mehr erfahren. Warum also? Ein junger Mensch, gelenkiger, mit mehr Freude am rasenden Rausch, hätte einen erheblich besseren Kosten-Nutzeneffekt.


Ich gebe es unumwunden zu, so ein Wohnmobil, zur Zeit gefallen mir diejenigen mit einer Hecksitzgruppe und Alkoven oder Hubbett in der Front, täte meines Vaters Sohn sehr gut zu Gesichte stehen. So mit allem Komfort und Zurück, ebenso mit den weiter oben beschriebenen Annehmlichkeiten. Doch, nach kurzer Träumerei, wie es wäre mit einem solchen Kaventsmann als Prinz der Landstraße durch die Lande zu tingeln, denk ich mir, wir haben doch alles, was wir brauchen.


Dann packen wir die Vierbeiner ein, füllen das Frischwasser auf, besorgen einige Lebensmittel, nur das Notwendigste für die ersten zwei Tage, der nächste Supermarkt ist nur einen kurzen Fußweg entfernt, und machen uns wieder auf den Weg, unseren Garten, die Welt, mit all den Schönheiten, die darin verborgen sind, zu entdecken.

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